Aufmerksam wurde ich durch ein Rundschreiben vom Freundeskreis Grassimuseum, das zum Mitwirken beim Brote schmieren für Ukraine-Flüchtlinge aufrief. Für mich, die ich sehr gerne tatkräftig bei Projekten unterstütze, klang das sehr interessant; auch habe ich meistens die nötige Zeit, zweimal die Woche – Dienstag und Donnerstag – morgens für 2- 3 Stunden etwas für andere zu tun.

Wenn ich am Personaleingang vom Grassimuseum an der Pforte vorbei gehe, werde ich jedes Mal freundlich begrüßt und inzwischen auch direkt ohne weitere Erklärungen durchgewunken.

Noch ist es recht still, wenn ich durch die erste Halle in den Innenhof komme. Doch beim Öffnen der Tür zur zweiten Halle ändert sich das sofort: ein umtriebiges und fröhliches Geplauder schwallt mir entgegen – vor dem Café sitzen an drei Tischen verteilt junge und ältere Menschen, die eifrig Brote schmieren, mit Käse, Wurst und Salatgurken belegen und als Doppelscheiben in Papiertüten packen; auch Nutella-Brote werden zubereitet. Und nach einigen Wochen sieht dieses Prozedere inzwischen so professionell aus, dass ich nur mühsam einen Weg in die routinierte Werkskette finde, um beim Verpacken mitzuhelfen.

Es ist jetzt fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, wer von den tüchtigen Helfern als kleine Gruppe zusammen welche Brote belegt; und die Gespräche untereinander sind so interessant, dass ich am liebsten zwischen den Tischen umherlaufe und beim Verpacken helfe – so bekomme ich viel aus dem Leben und Wirken der sogenannten Grassi-Familie mit und bin stolz, ein wenig Teil davon zu sein!

Diese Menschen, die seit Wochen und Monaten regelmäßig Dienstag und Donnerstag ab 7.30 Uhr ihre Zeit für ein wunderbares Hilfsprojekt wie selbstverständlich hergeben, arbeiten alle in den verschiedenen Abteilungen des Grassimuseum. Meistens müssen sie pünktlich um 9.00 Uhr an ihren Arbeitsplätzen erscheinen; da sind dann noch die ehrenamtlichen Persönlichkeiten, die den jeweiligen Part zu Ende bringen und sauber machen.

Wer dieses großartige Projekt eingefädelt hat? Das ist Danae Lange – Sekretärin. Sie fährt jeden Montag nach ihrer Arbeit zur Metro und kauft die nötigen Zutaten für die Woche ein. Und anfangs brachte sie jeweils Dienstag und Donnerstag nach ihrem Arbeitstag die fertigen Brote zum „Pavillon der Hoffnung“. Das ist ein ökumenisches Begegnungszentrum auf der Alten Messe, das unter anderem Räumlichkeiten für ukrainische Flüchtlinge bietet.

Inzwischen habe ich mehrmals die Aufgabe der Brot-Auslieferung übernommen. Und jedes Mal war ich überwältigt von der großen Menschenmenge, die dort ein und aus geht. Meistens sind es Frauen allen Alters, teilweise mit ihren Kindern, die sich dort treffen, die ihre Sorgen und Ängste miteinander teilen und nach brauchbaren Utensilien für ihre zugeteilten Unterkünfte suchen.

Ein wundervolles Team vor Ort nimmt meine Kisten voller Dankbarkeit entgegen; und auf die Frage, ob denn immer noch Brote benötigt werden, bekomme ich die Antwort darauf spürbar mit: Einige der Brotpäckchen werden auf eine große Platte schön angerichtet und auf einen kleinen Tisch neben einen Frühlingsstrauß gestellt. Sofort greifen viele Hände zu, und die Platte ist leer! Somit ist diese Frage komplett hinfällig!!

Letzten Donnerstag war bei meiner Ankunft im Grassimuseum die Stimmung plötzlich ganz anders: Die Bäckerei Wendel, die bis dahin immer die herrlich duftenden großen Sauerteigbrote gestiftet hatte, hat diese Hilfe ohne Vorankündigung eingestellt. Auch die vielen Brotlaibe, die sie direkt an den Pavillon der Hoffnung gespendet haben, gibt es nicht mehr!

Mit bewundernswerter selbstloser Tatkraft gingen an diesem Donnerstag morgen die fleißigen Helfer los und besorgten auf eigene Rechnung Brote, die wir dann zusammen verarbeiteten. Der Ertrag fiel dementsprechend kleiner aus; aber die riesengroße Dankbarkeit später auf der Alten Messe zeigte mir so deutlich, dass hier ganz schnell etwas zur weiteren Unterstützung der Ukraine-Flüchtlinge getan werden muss.

Es geht dabei um finanzielle Spenden für eine Hilfsaktion, die von großartigen Menschen tatkräftig direkt umgesetzt wird; und die Brot-Schmier-Familie aus dem Grassimuseum wird es weiterhin noch tun. Zumindest bis Ende Juni 22, bevor die Zeit der Urlaubsreisen und Schulferien beginnt.

Meine große Hochachtung gilt bei all dem Frau Lange, die immer wieder mit überwältigendem Optimismus an ihre Idee herangeht, die organisiert, einkauft, das teure Benzin für den guten Zweck in Kauf nimmt, und die unsere kleine Gruppe mit ihrer fröhlichen Ausstrahlung immer wieder motiviert. Dabei hat sie selbst nichts davon – außer finanzielle Ausgaben!

Voller Dankbarkeit für diese Initiative und voller Freude, dabei zu sein, bitte ich von ganzem Herzen um Ihre finanzielle Unterstützung und um die Anerkennung der Menschen, die die Nächstenliebe so erfolgreich ausführen.

Franziska-Beate Zerfaß

Wir danken allen Spendern, die unserem Aufruf gefolgt sind und den zahlreichen freiwilligen Helfern.

Impressionen / alle Fotos von Franziska-Beate Zerfaß.